Arbeitssucht

Arbeitssucht / Workaholism

Der Begriff „Arbeitssucht“ bzw. „Workaholic“ ist in unserer Gesellschaft positiv belegt und wird häufig mit Karriere, Prestige, Leistungsfähigkeit, Produktivität und damit verbundene Anerkennung in Zusammenhang gebracht. Die Möglichkeit wird ausgeschlossen bzw. tabuisiert, dass Arbeit einen pathologischen Suchtzustand auslösen kann. 

Bringen Arbeitssüchtige jedoch tatsächlich den vermeintlich erwarteten „Nutzen“ für die Unternehmen und welche Risiken birgt die Beschäftigung Arbeitssüchtiger? Diese Fragen werden in der Studie „Die „Droge“ Arbeit: Unternehmen als „Dealer“ und als Risikoträger - Personalwirtschaftliche Risiken der Arbeitssucht“ untersucht. Es wird die Produktivität Arbeitssüchtiger in Frage gestellt und ein erheblicher Nachholbedarf zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen im medizinischen, sozial- und betriebswirtschaftlichen Bereich aufgezeigt. Arbeitssucht sollte als Krankheit öffentlich wahrgenommen werden, um somit die Grundvoraussetzung zu einer ernsteren Auseinandersetzung der Gesellschaft mit dieser Materie zu erreichen. 

Aus betrieblicher Sicht erbringen Arbeitssüchtige bis zu einem gewissen Grad einen positiven Nutzen für Unternehmen. Doch wann bricht diese Nutzenkurve ab und schadet dem Betrieb? Eine Annäherung an die Beantwortung dieser Frage erscheint über das Personalrisikomanagement für möglich. In der Studie werden die potentiellen betriebswirtschaftlichen und insbesondere die personalwirtschaftlichen Risiken in Zusammenhang mit arbeitssüchtigen Mitarbeitern aufgezeigt. Untermauert werden die Ergebnisse durch eine Befragung von Personalmanagern aus Industrie, Dienstleistung und Handel. Es wurde dabei gezielt nach Indikatoren der Arbeitssucht (Symptome, Charakteristika sowie Arbeitssuchttypen) sowie nach betrieblichen Rahmenbedingungen, die Arbeitssucht auslösen oder fördern können, gefragt. Die Erhebung spiegelte deutlich das grundsätzliche Phänomen der Arbeitssucht wieder: Die Indikatoren der Sucht sind allgemein bekannt und teilweise weit verbreitet, sie werden jedoch wenig in Zusammenhang mit der Suchtkrankheit oder suchtfördernden betrieblichen Rahmenbedingungen gesehen. 

Anhand von Praxisbeispielen können konkrete Kostenszenarien aus dem beruflichen personalwirtschaftlichen Alltag herangezogen werden: Folgen von Arbeitssucht wie Mitarbeiterfluktuation, Stellenbesetzungsverfahren, motivationsbedingte Personalgespräche sowie Fehlzeiten werden dargestellt und sowohl qualitativ als auch quantitativ bewertet. Erkennbar wird, dass sich hier deutliche personalwirtschaftliche Risiken für Unternehmen verbergen. Ebenfalls zeigen sich die betriebswirtschaftlichen Risiken in Form von Wertschöpfungsverlusten z. B. durch die Verzögerung von Arbeitsprozessen, erhöhten Fehlerquoten oder mangelnde Verlässlichkeit bei der Erledigung von Aufgaben. Die Beispiele legen dar, dass Arbeitssüchtige nicht nur erhebliche Kosten verursachen, sondern auch die Existenz eines Unternehmens gefährden können. Als Beispiel sei eine gravierende Fehlentscheidung eines arbeitssüchtigen Vorgesetzten oder Spezialisten genannt. 

Die Befragung der Personalmanager bestätigt, dass hier der effizienten Risikoanalyse eine ernstzunehmende personalwirtschaftliche Aufgabe zukommt. Die Symptome, Charakteristika sowie bestimmte Arbeitssuchttypen waren in den Unternehmen präsent, teilweise sogar mit einem hohen Verbreitungsgrad. Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich Arbeitssüchtige in einem betrieblichen Umfeld bewegen können, in dem sie unbehelligt ihre Sucht ausleben können, ohne betriebliche oder arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. 

In einer weiteren empirischen Studie wurden erstmalig im deutschsprachigen Raum Arbeitssüchtige über Arbeitssuchtindizien und deren Auswirkungen auf Unternehmen befragt. Zusätzlich wurden betriebliche Rahmenbedingungen erhoben, die Einfluss auf die Krankheit haben. Eine abgeleitete Risikoanalyse verdeutlicht erneut das Risikopotential von Workaholism und dessen Managementherausforderungen.

Als Folge der weiterhin nur eingeschränkten gesellschaftlichen Anerkennung der Arbeitssucht stellt die Einbindung der Arbeitssuchtproblematik in das Personalrisikomanagement eine hohe Hürde für Unternehmen dar. Daher werden in unseren Publikationen speziell auf die Sucht abgestimmte Handlungsempfehlungen für die betriebliche Praxis von Personalmanagern gegeben. Insbesondere wurden ein Personalinformationsgespräch und ein Check-up-Gespräch hinsichtlich der Risikobewertung modifiziert bzw. entwickelt sowie Wege zur Fehlzeitenanalyse Arbeitssüchtiger aufgezeigt. Darüber hinaus werden gängige Personalinstrumente und ihre Anwendung in Bezug auf Arbeitssucht sowie die entsprechende Risikoanalyse diskutiert. Eine arbeitsrechtliche Bewertung sowie die Aufstellung eines Eskalationsplans zum Umgang mit Arbeitssüchtigen runden die Handlungsempfehlungen ab. Ein praxisorientierte Aktionsleitfaden zeigt Identifizierungsmöglichkeiten von Arbeitssüchtigen auf und gibt Führungskräften pragmatische Handlungsempfehlungen. Das Phänomen Arbeitssucht wird somit im betrieblichen Alltag fassbar.

Die Verleugnung der Arbeitssucht kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten. Personalmanager sollen durch die Studien ermutigt werden, aktiver ihre Beraterfunktion wahrzunehmen, um potentielle Schäden von Unternehmen abzuwenden. 
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